03.03.2016- ein Arbeitstag „wie viele andere“

Ausnahmsweise hörte ich heute die große, laute Angelusglocke neben meinem Zimmer. Ich stand also um 6 Uhr morgens auf. Gemütlich las ich mein Buch „Ins Herz tätowiert“ im Bett und genoss das Frühstück so sehr- Müsli mit einem halbranzigen Joghurt. Da Joghurt in meiner Wohnung eine solche Seltenheit ist, brachte ich es nicht über mein Herz dieses wegzuleeren. Vom Regen in der Nacht war es in der Früh noch kühl. Ich setzte mich mit einer Tasse heißem Wasser vor meine Wohnung, nahm das gepflückte Gras von der Wanderung gestern zur Hand und fing an zu flechten. Etwa 2 Meter flocht ich und flitzte darauf ins Ruvarashe, die Schule für Beeinträchtigte. Lieb wurde ich wie immer begrüßt und Daniel, ein Junge zeigte mir sofort ganz stolz seine fertige Tasche. Ich staunte- sie ist wirklich gelungen. Darauf zeigte mir Member, ein weiterer Junge sein Werk. Eine windschiefe Tasche- auch eine Besonderheit. Wer hat denn schon so eine spezielle Tasche? An meiner Ledertasche nähte ich weiter. Mit viel Kraft lehnte ich mich gegen die Nadel, damit sie endlich durchsticht. Meine Hand schwoll langsam aber doch an. Auch meine Blase platzte wieder auf. Trotzdem arbeitete ich weiter- gemeinsam mit den Jungs neben mir

In der Teepause hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem Jesuiten. Normal wird nicht einmal in der Kommunität offen über Politik geredet. Wir unterhielten uns intensiv. Ein Bruder kam zur Tür herein. Er meinte, die Solarzellen wären aufgrund des bewölkten Wetters nicht mehr stark genug, um uns mit Energie zu versorgen. Da der Strom seit Tagen nicht zurückkam, sollten wir Wasser holen gehen. Ich musste einfach nur lachen.

Im Ruvarashe blieb ich bis zu Mittag. Zu Mittag gab es 2 Erdnussbuttertoasts. Dabei las ich mein Buch. Draußen schleppte ein Bruder einen kleinen Jungen an, der während dem Essen im Haus der Jesuiten nach Geld suchte. Ich ging in den gepflegten Garten eines Jesuiten, wo ich mich über die wunderschönen Blumen freute. Kurz darauf fand ich mich im Kinderheim wieder. Ich setzte mich zu den Kids auf den Boden. Bald schon saßen sie nicht mehr auf dem Gras, sondern kletterte auf mir umher. Ich musste herzhaft lachen, als ein Junge mit einen Purzelbaum von mir runter plumpste. Tapiwa bearbeitete meine Haare mit seinen dreckigen Händen- eine Ermahnung und alles war wieder gut. Meinen Energizer verstanden die Kleinen nicht ganz und klatschten verwirrt in die Hände. Also entschieden wir uns für Verstecken spielen- auf ihre Art jedoch. Es gab 2 Gruppen. Dylan, Tapiwa und ich gegen Tadiwa, Tinashe und Ropa. Immer wenn wir die 3 fanden, haben sie gewonnen, weil wir ja zu langsam waren. Suchte und sah uns das Gegnerteam, so waren sie ebenfalls die Sieger, da sie Dylan, Tapiwa und mich fanden. Es gab also 2 Sieger- unseren und ihren Sieger. Jemanden von der Ferne zu entdecken, galt nicht. Außerdem dauerte es normal nicht lange, das Gegnerteam zu finden, da dich jedes Kind und sogar die Hausmütter aufgeregt zum Versteck des anderen hinleitete. Das Versteck von Tadiwa in der Bananenstaude- muss ich sagen- war unschlagbar. Mit seinem grünen Shirt suchten wir ihn lange. Ich amüsierte mich ausgezeichnet. Als ich Mobi im Arm hielt, starrte sie mich an. Ich fragte die Kleine etwas und sie konnte nicht antworten- ihr Mund war vollgestopft von nassem Papier. Eine ihrer Schwestern fütterte sie. Als wir während dem Spiel bei Haus 8 vorbei liefen, sah ich die Familie 8 Erdnüsse zu ernten. Also setzten wir uns zu dieser und zupften die frischen Erdnüsse vom Stängel. Zwischendurch musste ich mir kurz die Ohren zuhalten- der Strom kam zurück und die Kinder schrien vor Freude mit der lautesten Stimme, die sie hatten. Die Familien mussten also nicht mehr über dem Feuer kochen. Wir nahmen sofort die Erdnüsse und kochten sie in Salzwasser mit der Schale. Eine Stunde später lagen die Nüsse auf einem Teller und wir brachen die Schale, um die Frucht herauszuholen. Ich liebe diese Zubereitung der Erdnüsse. Ich machte mich auf den Heimweg. Die kleinen Kinder rannte mir noch lange nach. Ich ging glücklich.

Vor meinem Häuschen flocht ich am Gras weiter. Ein Freund schaute vorbei und wir unterhielten uns über die jeweiligen Tage. Heute ging die Sonne seit langem wieder in allen Farben unter.

Zum Abendessen gab es heute Nudeln mit Bohnen! Eine Seltenheit, die mich überglücklich macht. Nach dem Abwasch kam noch ein Jesuit bei mir vorbei und brachte mir ein neues Lied auf der Mbira, einem simbabweanischen Instrument bei. Zufrieden schlief ich ein...