Im Ghetto und mit Nikolaus

Nach 2 Wochen ohne Geld und Ausgaben, gönnte ich mir letzten Freitag einen Luxus- eine Pizza! Fast schon hätte ich den Geschmack von Pizza vergessen. Nachdem ich meinen Bauch vollfüllte, setzte ich meine Reise im Kombi fort und erreichte am späten Nachmittag Harare, wo ich mich wieder ganz auf den Trubel und Lärm einstellte. Eine Schwester lud mich ein, ein Wochenende mit der „Little Children of our Blessed Mary“ Gemeinschaft im Konvent zu verbringen. Ich wurde sehr herzlich empfangen und schlief vor lauter Müdigkeit bald ein, der Wecker wurde nämlich für diese Tage auf 5:30 gestellt, um ja nicht die Messe in der Früh zu missen.

Nachdem wir also am Samstag die gemeinsame Messe feierten, machten wir uns auf den Weg in ein neues Abenteuer: das Ghetto von Harare zu besuchen. Mit einer Freundin lief ich durch den weitläufigen und überfüllten Markt von Mbare. Um euch diese eigene kleine Stadt in der Hauptstadt Simbabwes vorstellen zu können, möchte ich euch durch den Markt führen: Wir steigen aus dem Auto aus und bedanken uns bei der Schwester für den Transport. Lachend wünscht diese uns eine gute Zeit und fahrt glücklich davon. Wir gehen zu dritt also los. Busse kommen von überall. Die meisten tragen schwere Waren und Gepäckstücke auf ihrem Dach. Aufpassen, sonst fallt dir beim herunternehmen eines auf den Kopf. Aufmerksam gehen wir also weiter. Bist du eine junge Frau, so rennen dir nun etwa 5 Männer hinterher und fragen dich, ob du sie heiraten möchtest bzw küssen schon fast deine Hand. Ich gehe lieber weiter, aber wenn du bei den lieben Herren bleiben willst, so steht dir jede Möglichkeit offen. Laufst du weiter mit mir durch den Markt, so haben wir nun Zeit, die bunten Tücher und Klamotten zu durchwühlen. Die Farben der Tücher strahlen schon von weitem- sowie die Verkäufer. Wir haben viel Zeit und du kannst dich ruhig umsehen. Pass aber auf deine Wertgegenstände auf- die könnten anderen gefallen. Sind wir am Ende dieser vielen Stände angelangt, so können wir nun zur Künstlerecke gehen. Ein Mann sieht dich und setzt dir eine Geschmück auf den Kopf. Nun bist du ein traditioneller Heiler und kannst mit den Federn am Kopf simbabweanische Künste und Weisheiten herzeigen bzw erzählen. Dir bleibt jedoch nicht viel Zeit, da schon der nächste Händler mit seinen Künsten angekommen ist. Schon hältst du ein typisches simbabweanisches Instrument in der Hand. Wenn du weiß bist, so zahl doch bitte $50. Als Schwarzer hast du Glück, denn du würdest dir dabei $42 sparen. Ich bin jedenfalls stolz auf meine heruntergehandelten $15. Wir können weitergehen. Eine Frau mit ihrem Kind steht auf der Straße und zerstampft Reiskörner in einem großen Holzkelch. Als ich mit dem Stab 5 Minuten lang den Reis enthüllte, spürte ich meine Muskeln. Probier es einmal. Wart, ich häng dir noch ein Gewicht an den Rücken, damit du auch das Baby der Frau spürst. Haha, wie gehts dir nun?
Aber lasst uns weiterspazieren! Hast du vielleicht eine Handynummer, fragen dich einige. Oder kannst du diesem jungen Herren, wenn er nach Australien kommt, Europa zeigen? Du solltest ihm jedoch auch die Reise finanzieren- hab ich vergessen im Vorhinein zu sagen. Schau: nun sind wir in dem Gewürze, Nüsse und Körner Bereich angelangt. Ich kaufe mir rotes Maismehl, damit ich dünnen Maisbrai kochen kann- der schmeckt ausgezeichnet! Du kannst, wenn du willst die getrockneten fliegenden Ameisen kaufe. Die kann ich auch empfehlen. Auf dem Weg zum Gemüse und Obstmarkt musst du aufpassen, dass dich kein Mensch mit seinem Holzwagen überfährt. Achtung! Mach dich dünn, es kommen 3 gleichzeitig angefahren. Und von hinten hupt ein LKW. Am besten drängeln wir uns in eine Seitengasse. Ich sehe Mangos und Bananen und schlage gleich zu. Wenn dir noch $1 übergeblieben ist, so kannst du dir auch 10 Mangos leisten.
Mich würden aber nun die Wohnbereiche der Menschen in diesem Ghetto interessieren. Willst du mitgehen zu den Hochhäusern? Nein? Ok.
Du kannst daweil den Maismarkt sehen, wenn du möchstest. Aber dort darfst du nicht heikel sein, weil du sicherlich 20cm in den Maisblättern einsinken wirst. Manche sind faul. Aber das macht nichts, ich bin vorher auf einen alten Paprika gestiegen. Das passiert ja ständig. Hast du gesehen, wie die Fraue beim Gemüsemarkt versehentlich aus der Seitengasse mit Milch beschüttet wurde? Sei also froh, dass es nur Mais ist.
Ich erzähl dir später von meinen Eindrücken von den Wohnungen- die sind nicht so schön und abenteuerlich wie der Markt. Hoffentlich hast du einmal einen freien Kopf dafür. Man braucht glaub ich viel Zeit, um diese Erzählungen zu verarbeiten.
Nun brauchst du noch Kraft, um mit dem Kombi zurück zum Konvent zu fahren. Also erspar ich dir diese Erzählungen lieber.

Am Samstag Abend fiel ich müde ins Bett. Am Sonntag stand bereits das nächste Programm am Plan: eine Weihnachtsfeier mit Kindern aus einem Heim in der Stadt. Ich kam an und meine ersten Gedanken waren: warum braucht dieses Heim Hilfe? Nie zuvor sah ich so ein modernes, erhabenes Kinderheim. Es leben dort 18 Kinder im Alter zwischen 3 und 7. Viele Gäste kamen zusammen und gemeinsam feierten wir eine 2 Stunden verspätete Messe. Gottseidank brachten wir Gäste Gaben. Es wurden Kisten an Obst und Gemüse, Brot, Reis, Kartoffeln, Fleisch und Getränken ins Haus gebracht. Auch Boxen an Eis und Gewürzen sowie Soßen wurden dem Heim zu Weihnachten gespendet.  Nach der Messe grillten die Männer für die Kinder und uns. Die Frauen bereiteten das Buffet vor. Und die Kinder? Die sprangen wild mit leuchtenden Augen und einem hellen Lächeln im Gesicht auf der gemieteten Hüpfburg. Nach dem Essen gab es für jeden Erdbeereis, bzw besser gesagt Erdbeerjeghurt. Die Hitzewelle, die nämlich durch das Land zieht, macht sich sichtbar und spürbar. Die Schwester Oberin vom Heim erzählte die Geschichte von dem Haus und der Gründerin. Danach folgte ein spannendes Ereignis: Father Christmas fand zu uns! Die Kinder schrien und lachten, es war eine Freude dies mitanzusehen. Auch die Seifenblasen probierten sie anschließend aus. Die Älteren verstanden es, die Jüngeren tranken es.
Ich genoss die Zeit mit diesen jungen Kindern und ich glaube auch umgekehrt.
Ein wenig erschöpft kamen wir beim Konvent an. Ich hatte vor, mich hinzulegen, als mich 2 Jesuiten anriefen- gehen wir fort?
Sofort hatte ich meine Schuhe wieder an und war startklar. Wir stärkten uns im Spar und los gings zum Konzert von einem national, bekannten Sänger. Die halbe Nacht tanzten und feierten wir. Ich genoss die Zeit sehr. Auch fand ich es lustig, den Kontrast zwischen den Jesuiten und den Schwestern zu erleben. Die Nacht war lustig- der Morgen nicht. Um 5:30 weckte mich die sanfte Musik, grob auf. Die Messe rief!

Nachdem ich noch einige Zeit mit den Schwestern verbrachte, fuhr ich mit einem Jesuiten zurück nach Makumbi. Im Auto schlief ich ein. Wahrscheinlich träumte ich von den vielen Erlebnissen.

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