Kisimusi mumaruwa

Weihnachten in Makumbi? Jeder in der Jesuitenkommunität, der Schwesterngemeinschaft und im Kinderheim konnte mir bereits erklären, was ihn an diesem Fest erwarten würde. Genau dies wollten die 2 Scholastiker und ich vermeiden. Veränderung, Bewegung, neue Erfahrungen- das war uns wichtig

Seit der Advent begann, versteckte sich die Weihnachtsstimmung zu gut vor mir. Ich suchte sie lange- manchmal verzweifelt und genau, ein andermal unachtsam und unkonzentriert. Oftmals hätte ich gerne wie gewohnt bei einem Adventskranz gesessen und die Vorweihnachtszeit genossen. Als ich mir jedoch erklärte, es wäre nicht möglich, war ich wenigstens froh, dass mich Makumbi vor dem Kaufrausch und Stress schützte. Am 23.Dezember kam dann der Tag, an dem ich die Weihnachsstimmung fand. Sie rannte bis nach Harare! Mit den 2 Scholastikern fing ich sie ein, indem wir uns mit roten Zipfelmützen zu Weihnachtsmännern machten. Nun konnte diese Weihnachtsstimmung nicht mehr wegrennen- ich hatte sie fest angezogen.

Am 24. Dezember weckte mich die warme Sonne und die Palmen vor meinem Häuschen winkten mir freundlich zu. Der erste Weg von den 2 Scholastikern und mir führte in die Küche. Dort bereiteten wir uns auf unseren Backvormittag vor. Anfangs wurden Nüsse zerstampft und kreativ Vanillezucker hergestellt. Dann gings los: von den Linzer Augen und Rumkugeln über Vanillekipferl und Kokosbusserl bis zu Kornflakeskeksen und Cookies. Alles war dabei! Mit Tanzmusik und unseren Zipfelmützen sprangen wir in der Küche umher. Der unbekannte Duft von fertigen Keksen zog bis in den Essensraum und sogar Makumbianer führte er zu uns. Zum Mittagessen brauchte ich nichts- der Bauch hatte ja keinen Platz mehr frei. Alle Sorten gelangen uns ausgezeichnet und wir konnten uns beruhigt auf die Messe vorbereiten. Die 3-stündige Feier war unbeschreiblich schön. Es wurde getanzt und gesungen, gebetet und Stille eingehalten. Der Erfolg der Messe wurde jedoch vor allem von den Kindern vom Heim herbeigeholt. Ein Jesuit und ich probten seit Wochen mit diesen Kindern ein Drama und ein deutsches Adventlied. Anstrengung, Mühe, Konzentration, Freude, Lachen und Stolz waren während diesen Treffen unsere Begleiter. Endlich kam der Moment, an dem sich die Teenager präsentieren durften. Das erste Mal sah ich viele Dorfbewohner mit Freude diese vernachlässigten Kinder anzustrahlen. Das Krippenspiel verlief ganz fehlerfrei und hinterließ die Besucher sogar freudig. Der Stolz in mir gegenüber den Kindern kam vor allem aber während dem Singen von „Mache dich auf und werde Licht“ auf. Stolz, vermischt mit Glück und einem Strahlen in meinem Gesicht, das nicht größer sein hätte können. Mit Kerzen in den Händen „machten sich die Kinder vor der Menge auf“ und sangen 4-stimmig im Kanon. Mein strahlendes Gesicht verabschiedete sich erst am nächsten Tag, als mein Wecker um halb 7 läutete. Die Kirche rief!
Nach diesem Gottesdienst fanden sich die 2 Jesuiten und ich wieder einmal in der Küche: die Vorbereitung des Mittag- und Abendessen nahmen wir auf uns. Unseren beiden Köchinnen wurde über Weihnachten frei gegeben. Also setzten wir unsere roten Zipfelmützen auf und machten sprangen vom Kühlraum zum Küchentisch, vom Griller zum Ofen und von der Abwasch zum Essensraum. Durch das offene Fenster kamen die warmen Sonnenstrahlen herein.

Das Mittagessen war nur für 7 Leute gedacht. Das Abendessen? Für 22!
Eigenlob stinkt, sagt man oft- aber hier ist es wirklich angebracht. Wunderschön zubereitete Salate, Beilagen und gegrilltes Fleisch zauberten wir auf die großen Platten. Der Kuchen, Obstsalat, die Weihnachtskekse und Cookies setzten die Kirsche auf das Schlagobers des Kuchens.

Zur Erholung besuchten ein Jesuit und ich am Nachmittag mit einer 3-stöckigen Torte die Kinder im Heim. Diese sprangen und schrien vor Freude. Wir spielten verschiedene Spiele und lachten Tränen mit den Kleinen. Reife, saftige Mangos vom Baum wählten wir als Stärkung. Die glücklichen Kinderaugen behalte ich ganz tief im Herzen.

Auch den Abend behalte ich ganz fest in mir. Vor dem Festmahl lief ich noch auf den kleinen Hügel neben dem Kinderheim und sah, wie die Sonne hinter der Wolke verschwindet.
Danach saßen die Jesuiten und ich mit der Schwesterngemeinschaft im runden Pavillon unter dem Strohdach im Garten. Wir speißten gemeinsam neben afrikanischer Musik. Zur Unterhaltung zwischendurch wurde ein Ausschnitt von Mr. Bean gezeigt. Lautes Lachen (meist von mir) behalte ich hier in Erinnerung. Der strömende Regen verjagte die Schwestern und ich ließ den Abend mit den jungen Jesuiten und Wein ausklingen.

Die Messe am 26. Dezember in der Früh verschlief ich. Also leitete mich mein erster Weg nicht zur Kirche sondern zum Pool. Mit den Kindern genoss ich das kalte Wasser bei dem heißen Wetter. Laute Musik brachte uns im Wasser zum Tanzen. Nichts könnte besser sein. Vor lauter Dankbarkeit und Freude ließ ich die Kinder am Nachmittag sogar meine Haare bearbeiten. Die Mädels übten ihre Fähigkeiten bzw Schwächen an mir aus. Den ganzen Nachmittag verbrachte ich mit diesen Kindern, die mit ihren „neuen“ Kleidern stolz durch das Heim liefen. Zu Weihnachten darf sich jedes Kind unter dem Kleiderhaufen ein neues Outfit zusammenbasteln. Ich freute mich so mit ihnen. Weihnachten hier ist einfach besonders!

Jedoch wird Weihnachten so lange anhalten, bis die Jesuiten und ich die Reste des Festes aufgegessen haben- womöglich können wir zu Ostern dann Weihnachten verabschieden...