Leben in vollen Zügen

Nun.. wo fange ich an? Von was erzähle ich euch am Liebsten?

Von den Tagen nach Weihnachten, von Neujahr, dem Besuch im Busch, den Tagen bei einer Familie in der ländlichen Gegend, die Wanderungen oder nicht doch meinen Plänen für Jänner?

So viele Erlebnisse gehen mir durch den Kopf beim Reflektieren der letzten Zeit.

Angefangen bei Neujahr: Mit Rucksäcken und Händen voll mit Getränken, Raketen, Pizzen, Fleisch, Torte, Chips, Keksen, Geschirr, Grillgitter, Feuerholz, Gewand und Lautsprecherboxen wanderten wir im Dunklen der Nacht zu sechst auf unseren Hausberg. Die Sterne leuchteten so hell und stark, dass der Sandweg auch ohne künstlichem Licht sichtbar war. Auf dem Berg liefen wir problemlos verwunderlich schnell hinauf. Der Haufen von Feuerholz in meiner Hand machte sich zwar spürbar, aber mit den Gedanken auf diesen Abend, vergaß ich das Gewicht ganz schnell. Auf der Spitze gaben wir einige Versuche ab, das Feuer zu entzünden. Auf einem kleinen, flachen Platz in einer Steile, machten wir es uns gemütlich und aßen unsere wohlverdiente Pizza, legten das Fleisch auf den Grill und genossen den Ausblick auf das Dorf. Als wir zu Mitternacht die Glocke von Makumbi ganz leise hörten ging es los: Wir stießen an, tanzten ums Feuer, ließen Raketen hoch in die Luft fliegen und lachten laut. Der Abend wurde mit Kuchenessen, Tanzen, Lachen, Reden und Sterneschauen fortgesetzt. Schlussendlich schliefen wir erschöpft um das Lagerfeuer ein. Um 5 Uhr wachten wir auf und machten uns auf den langen Weg zurück in das ruhende Dorf. Als die Sonne langsam und farbig zum Vorschein kam, erreichten wir Makumbi und verfielen in einen tiefen Schlaf.

Nicht all zu lang konnte ich tief schlafen und schon führte mich mein Weg in ein Dorf von Domboshawa. Dort nahm mich ein guter Freund zu einem besonderen Anlass seiner Familie mit. Anfangs hasste ich ihn dafür: ein Familienfest, bei dem ich nicht einmal die Manschaft kenne und dann noch dazu nach so einer kurzen Nacht. Als ich jedoch den Anlass herausfand, wurde es interessant: es wurde Brautpreis für ein Familienmitglied bezahlt. Diesen Prozess mitzuerleben war spannend und auf jeden Fall lehrreich.
Die folgenden Tage verbrachte ich mit der Leiterin des Frauenzentrums irgendwo im Nirgendwo- bei ihr zu Hause. Dort spielte ich mit den Kindern, die während der Ferien bei dieser besonderen Frau wohnen durften. Wir jagten uns gegenseitig mit dem Ball, sprangen Springschnur, die wir aus Lianen bastelten, bauten Steinmänner, kochten über dem Feuer, enhüllten Erdnüsse, schälten Mais, holten Gemüse vom Feld und halfen im Haushalt mit. Brauchte ich Ruhe, setzte ich mich auf die große Veranda und genoss die Weite des Waldes. Man hörte nur Waldbewohner oder die Kinder im Haus. Die Stille verbarg Gigantisches. Die Sterne waren so deutlich wie Neonfarben auf weißem Papier zu sehen.


Nach einem kurzem Besuch auf der Missionsstation, ging es sofort weiter zu einer Familie in der ländlichen Gegend. Ich fand heraus, dass der Vorgesetzte Jesuit von Makumbi dachte, ich würde für 2 Wochen bei diesen Menschen wohnen. Da ich nur mit einem Kurzbesuch am Nachmittag rechnete, einigten wir uns auf 3 Tage.

...und ich wünschte, ich wäre 2 Wochen geblieben. Von diese wenigen Tage fuhr ich voll bepackt mit neuen Erlebnissen nach Hause.

Warum wir dort beim Essen weinten?
 -Da in der runden Strohhütte der Rauch vom Feuer unerträglich war.

Warum wir uns nach Sonnenuntergang nur mehr im Kerzenlicht sehen?
-Da es dort weit und breit keinen Strom gibt.

Warum ich beim Zähneputzen meinen Kopf nicht aufrecht hielt?
-Da ich von so einem klaren Sternenhimmel noch nie so beeindruckt war.

Warum beim Frisör auf einmal 10 Frauen um mich standen?
-Da in den Schulferien die ganze Verwandtschaft zusammenkam und sie daheim die Idee bekamen, meine Haare zu Zöpfen zu verwandeln.

Warum ich mich vom Großvater versteckte?
-Da nach seinem Ausflug in der Bar unser Haus das nächste Ziel war.

Warum ich ungern aufs Klo ging?
-Da ich keine Plumpsklos gewöhnt war.

Warum wir während der Teepause den Hühnern nachliefen?
-Da sie uns unser Brot vom Teller stahlen.

Warum mir ein kleines Mädchen so ernst über den Arm strich?
-Da sie nicht wusste, ob meine Hautfarbe auch wirklich echt war.

Warum meine Hände grün waren?
-Da wir für eine zu lange Zeit spinatähnliches Gemüse in Großfamilienportion schnitten und schälten.

Warum ich in einer Früh so schnell aufstand und barfuß zum Tor lief?
-Da der Chief der Region vor dem Gartenzaun stand.

Warum die Familie mich vor meiner Abreise schräg ansah?
-Da ich meinte, ich würde erst zu Hause duschen.

Warum wir vom Kompost Kerne von Früchten sammelten?
-Da wir für unser Spiel im Sand Spielsteine brauchten.

Warum ich merkte, dass ich in Simbabwe dicker wurde?
-Da ich in dem kleinen Duschlabor mit dem Wasserkübel gemeinsam kaum Platz hatte.

Warum mir nach diesen Tagen der Kopf rauchte?
-Da diese Familie ständig Shona redete.

Warum ich so überglücklich war?
-Da ich ein „ordinäres“ Familienleben in Simbabwe erlebte. Es war schön wieder ein Familiengefühl zu bekommen, was mir ja manchmal in Makumbi schon abgeht. Die ganze Großfamilie schenkte sich gegenseitig Zeit- mit der Teepause endeten alle Arbeiten im und rund um das Haus. Dann wurde gemeinsam gelacht, gekocht, geredet, gebadet, gegessen, Haare gemacht, gespielt, etc.

Würde ich auch von den weiteren Ausflügen und Erlebnissen während dieser Schulferien berichten, säße ich für weitere 2 Stunden- ich genieße jedoch lieber die freie Luft mit meinen Kids.