Weg einer Seife

Am Plan stand „Seife- machen”. Ich war motiviert und gespannt, was mich erwarten würde.
Mit einem Kartoffelschäler schälte ich die alten Seifen, die damals nicht geglückt sind, sodass Raspeln entstanden. Ich schälte und schälte. Zu Beginn hatte ich das Gefühl, dass der Haufen von ungeglückten Stücken nicht weniger wird. Nach einer Stunde war der Berg jedoch schon deutlich kleiner. Ich schälte weiter- meinen Daumen und Zeigefinger musste ich immer wieder entspannen, da sie sich so verkrampft hatten. Ich füllte den zweiten großen Kübel mit den Seifenspähnen. Meine Ansprechperson im Kräutergarten, nennen wir sie Maria, arbeitete mit mir gemeinsam. Unsere Konversationen heiterten das Schälen der Seifen auf. Immer wieder lachten wir oder redeten sodass die Arbeit und die austrocknenden Hände nicht in den Sinn kam.
Nach einiger Zeit ging Maria und kochte diese Reste ein. Sie stieg auf einen Stuhl und rührte mit dem speergroßen Kochlöffel die Seifenstücke in dem hexenkesselartigen Gefäß um. Die geschälten Stücke schmolzen langsam,  sodass eine erdnussbutterartige Flüssigkeit entstand. Man bekam fast einen Gusta auf ein Brot mit der sogenannten „Dovi“- Zeit zum Essen war jedoch keine. Nachdem wir den Holzrahmen mit einer Plastikfolie bedeckten, gossen wir die dickflüssige, heiße Seife hinein. Diese Prozedur wiederholten wir etwa 5 mal. Sollte die Seife in dem Rahmen nach 2 Stunden endlich getrocknet sein, so kann man sie vorsichtigst mit 4 Händen aus dem Rahmen herausnehmen und auf den „Schneider aus Holz“ legen. Nun heißt es Schuhe ausziehen, um beim Schieben nicht abzurutschen. Man muss alle Kraft zusammennehmen, um die große Seifenplatte durch den kleine Abstand, in dem die scharfen Messer befestigt sind, zu pressen. Wir nahmen den großen Kochlöffel und drückten mit dem ganzen Körper dagegen. Wenn die Muskeln und Knöcheln nicht schon wehtaten, nahm man die ganze Kraft zusammen und schob ein letztes mal kräftig an. Endlich kamen auf der anderen Seite Seifenschnitten heraus, die wir drehen mussten und abermals durch die Schneide durchbringen sollten. Schlussendlich kamen wunderschöne, kleine, noch warme Seifenstücke heraus. Maria und ich strahlten trotz Müdigkeit und Erschöpfung.
Die Randstücke und nicht verwendbaren harten Seifen schälten wir ein weiteres mal und verarbeiteten sie nach dem gleichen Schema wieder. Den ganzen Vormittag hatten wir bei heißem Wetter geschuftet- nach dem Mittagspause gehts wieder weiter!

Wohlgenährt und mit aufgetankter Energie kehrte ich in den Garten zurück. Die restlichen inzwischen hart gewordenen Seifenblöcke verwandelten wir wieder mit aller Kraft in schöne Seifenstücke. Anschließend holten wir die Zutaten, um ganz neue Seife produzieren zu können. Lauge, Seifenflüssigkeit und Lammfett, das bereits mit frischen Kräutern vom gemischt wurde und Wasser waren die Zutaten, die man zusammenmixen sollte- klingt eigentlich einfach. Leichter gesagt als getan!
Das Lammfett stand für eine lange Zeit am Ofen und musste flüssig werden. Währenddessen goss Maria das kalte Wasser in den Behälter, in dem die Laugen waren. Ganz plötzlich wurde das kalte Wasser zu einem kochend heißem und ich musste mit aller Aufmerksamkeit die hochkonzentrierte Flüssigkeit mit dem riesigen Kochlöffel umrühren. Nach etwa einer halben Stunde kühlte die Lauge mit dem Wasser wieder ein wenig ab und Maria konnte sie vorsichtig in den Topf mit dem Lammfett hinzufügen. Nun mussten wir konzentriert und so schnell wie wir können zusammenhelfen: Die Seifenflüssigkeit gut einrühren, während man auf keinen Fall vergessen darf die Lauge mit dem Fett gut zu bearbeiten. Ich versuchte die Fettreste herauszufischen und Maria rührte mit einer hohen Geschwindigkeit um, damit die dicke Flüssigkeit nicht eintrocknet. Schnell umrühren und wenig reden. Und schon gehts los: murenartige Seife in den Rahmen eingießen- rasend schnell! Und dann konzentriert den Stock suchen, mit dem man die Seife im Rahmen verteilen konnte. Aber ja nicht die Flüssigkeit nicht aus den Augen verlieren! Wir beeilten uns und gaben uns Mühe! ...leider zu spät. Die Hälfte der Flüssigkeit schaffte es unverteilt in dem Rahmen einzutrocknen. Die andere klebte nun im Hexenkessel fest. Wir waren erschöpft. Aber: nur nicht aufgeben!
Also nahmen wir den schweren Topf und hoben ihn gemeinsam auf den Herd. Wir ließen die eingetrocknete Seife am Herd köcheln und richteten währenddessen den Rahmen wieder her. Wir unterhielten uns müde.
Ein kurzer Blick in die Küche reichte, um den rauchenden Kochtopf zu entdecken. Maria rannte in die Küche und holte den Kessel von der Herdplatte. Der Dampf verteilte sich im Raum und wurde gefährlich, sollte man ihn einatmen. Als der Topf endlich aufhörte zu rauchen, versuchten wir erneut unser Glück. Diesmal standen wir daneben, Maria umrührend auf dem Stuhl und ich mit der Wasserflasche daneben. Immer wieder leerte ich einen Schluck Wasser in den Kessel. Der Topf dampfte. Um den Kessel ordentlich umrühren zu können, musste er befestigt werden. Also hielt ich den Topf anstatt Wasser hinzuzufügen. Eine Schwester kam und half uns. Wir waren also nun zu dritt. Das Abenteuer ging weiter. Maria rührte, die Schwester hielt den Topf, ich fügte abwechselnd Wasser und Seifenreste hinzu. Nach einer halben Stunde war die Brühe wieder flüssig und sah aus wie geschmolzene, warme Caramellschokolade. Fast bekam ich einen Hunger.
Erschöpft aber schnell nahmen wir den Topf vom Herd und gossen die Seife in den Rahmen. Mit dem Stock, den wir vorher schon bereitgestellt hatten, konnten wir nun die warme Dickflüssigkeit im Rahmen verteilten.
Maria und ich setzten uns nieder und atmeten tief durch- ich war bettreif!

Der Seifenvorrat wird nun für ein ganzes Jahr reichen!
Was ich daraus gelernt habe? Handgemachte Seife zu schätzen!!!