Auf bald mit Tränen

Segelboote gleiten auf dem glitzernden See. Die Sonne leuchtet mir mit ihren letzten warmen Strahlen ins Gesicht. Kleine Kinder genießen freudig die Ferien. Unter den Bäumen oder in der letzten Sonne „chillen“ Jugentliche und sitzen Senioren. Eltern, Freundinnen, Kollegen, Touristen und Einzelgänger- alle erfreuen sich an der gemütlichen Atmosphäre. Auf meinem Handtuch liege ich beim See und sehe in der Ferne das Zentrum unserer kleinen Stadt. Die Keramikglocken spielen wie vertraut ihr Lied, um uns Gmundnern die Uhrzeit musikalisch mitzuteilen. Ich bin wieder in Österreich!!

Mein Kopf reist aber nun in das Land, das mich während dem letzten Jahr als Immigrantin akzeptierte. Das Land, das mich „Bewusstes Leben“ lehrte. Das Land, das mich religiös prägte und positiv herausforderte. Das Land, das mir so viel Liebe schenkte. Das Land, das mir täglich zeigte, welche Ungleichheiten unter uns Menschen birgen. Das Land, das mich an meine Grenzen brachte. Das Land das mir große Momente schenkte. Das Land, das mir eine riesen Vielfalt von Neuem beibrachte. Das Land, das mir herzensgute Menschen vorstellte. Das Land, das täglich meine 5 Sinne anregte. Simbabwe!

Vor einem Monat- Wow, die Zeit verfliegt!- verließ ich Makumbi. Das Abschiednehmen war ein langer Prozess. Seit ich aus Tshitshi (Davids Einsatzort) zurückkam, besuchte ich jedes Wochenende andere Menschen- einmal die Leiterin von Wadzanai, einmal eine Frau vom Frauenzentrum, einmal meine Familie in der Stadt, einmal meine Familie in einem Dorf und die letzten beiden Wochenenden verbrachte ich mit Makumbianern Zuhause. Das ernste Abschiednehmen begann dann eine Woche vor meinem Abflug. Das Team von Wadzanai sang und tanzte, speißte und lachte mit mir. An diesem Tag flossen aber auch die meisten Tränen.

 Vom Ruvarashe, der Schule für Beeinträchtigte, schaffte ich es einfach nicht Abschied zu nehmen und lief täglich wieder hin. Auch die Heimkindern sah ich jeden Tag. Im Kinderheim probten wir viel für das Vorsingen in der Kirche. Am Sonntag nach dem Gottesdienst durften wir nämlich „We are the world“ und „Singt Halleluja unserm Herrn“ präsentieren. Das war mein Abschied von diesen besonderen Menschen. Am Sonntag folgten aber noch 2 Abschiede... Zur Messe kamen meine 2 lieben Familien angereist und feierten mit mir. Mit diesen mir wichtigen Menschen verbrachte ich den ganzen Tag. Wir aßen Torte, tanzten, spazierten durch die Missionsstation, schauten Fotos und unterhielten uns. Als sie mich am Ende der gemeinsamen Zeit in die Mitte nahmen und für mich beteten und sangen, ließ ich meine ganze Trauer heraus. Unglaublich, wie sehr mir Menschen ans Herz wachsen können...


Am Abend verabschiede mich auch die Jesuitengemeinschaft sehr würdevoll. Trotz Kälte stellten sie sich mit dem Griller neben das Pavillon in dem schönen Garten und brieten Fleisch an. Dazu bekamen wir jede Menge Beilagen und einen Punsch. Diese Zeit war ebenso total berührend, sodass ich danach ins Bett fiel.

Am Montag rannte ich wie eine Verrückte auf der ganzen Missionsstation herum- von da bis dorthin, von links nach rechts, von hinten nach vorne und von außen nach innen- um auch ja keine Ecke auszulassen. Ich lachte und weinte, als säß ich in der Achterbahn. Nebenbei packte ich meine 100 Sachen in meine 2 Koffer. Nach dem letzten Abendmahl in der Kommunität, besuchte ich Kinder im Heim und gemeinsam tanzten wir in der Halle, aßen Süßigkeiten, um die Besonderheit dieser Stunden zu unterstreichen, sangen und....verabschiedeten uns. Meine Lieblingssimbabweaner...

Der Tag meiner Abreise! Ich stand früh auf, weinte während der Messe, weinte beim Abschied von den Schwestern, weinte beim Wäscheaufhängen, weinte in meinem Zimmer, weinte beim Kofferschließen und weinte beim Abschied meiner Freunde.  Wie grässlich „mein“ leeres, kahles Zimmer aussah. So fühlte ich mich auch.

Bei der Fahrt nach Harare erholte ich mich und wir besichtigten eine Kirche. Ein junger Jesuit, mein Vorsitzender und ich aßen zu Mittag in einem gemütlichen kleinen Kaffee. Neben uns stand der Gasstrahler und draußen blies der kalte Wind. Das noble Essen befriedigte uns sehr. Und unser Gespräch war so tiefgehend und interessant, dass wir 2 Stunden vor Abflug noch immer dort saßen. So gerne denke ich an diese Zeit zurück. Am Flughafen wartete bereits meine „Stadtfamilie“, um mich ein letztes Mal zu umarmen. Mit tränen-verschmiertem Gesicht lief ich durchs Gate, setzte mich in den Flieger und schlief. Obwohl ich Simbabwe verließ, nahm ich es mit mir mit.

Zum Einstieg in das neue Land, schaute ich mir im Flugzeug „Heidi“ an. Der „Großvater“ von Heidi ist genauso lieb wie meiner und daher freute ich mich, Opa am Flughafen zu sehen. Auch meine Oma begrüßte mich mit offenen Armen.

Nun stieg die Spannung.. Heimlich führten sie mich in meine Heimatstadt. Überraschung!!!! Riesen Freudensstimmung herrschte im Haus und Umgebung. „Unsre Mirjam kommt ja erst in 2 Tagn an“, glaubte jeder. Meine Überraschung war also ein Volltreffer.. Danke Oma, danke Opa! Seither bin ich wieder „Zuhause“ mit meinen Simbabwe-Erinnerungen auf Zeichnungen und Fotos, im Kochtopf und aus den Haaren, im Kopf, in den Ohren und im Herzen. Trotz einem Ende des Simbabwe- Jahres, können meine Erinnerungen immer weiterleben. Danke!